Über Ost-Grönland
Die Ostküste Grönlands zeichnet sich durch seine atemberaubende Natur aus und ist eines der abgelegensten Gebiete der Welt. In der Gegend um Tasiilaq leben rund 2.900 Menschen in 5 Dörfern. 800 km weiter nördlich liegt ein weiteres Dorf mit ca. 350 Einwohnern. Tasiilaq ist mit 2.000 Einwohnern die „Hauptstadt“ der Ostküste. Alle Dörfer sind nur mit dem Hubschrauber und im Sommer mit dem Boot erreichbar. Vorräte kommen zwischen Juni und November mit dem Schiff. Im Winter gefriert das Meer. Dann ist es die Zeit der Nordlichter und heftiger Stürme, die oft Hurrikanstärke erreichen.
Vor etwa 100 Jahren haben die Inuit hier noch völlig ohne Zugang zur Außenwelt gelebt. Sie leben in Häusern aus Stein und Haut und haben durch die Jagd in Kajaks und den Fischfang überlebt. Es ist unglaublich, wie die Menschen in dieser rauen Umgebung leben konnten. Es beweist, wie stark und geschickt sie sind!
Traditionell glauben die Inuit an Geister, die sie auf verschiedene Weise wohlgesonnen probieren zu stimmen. Der Hunger nach dem Übernatürlichen ist tief in der Kultur verwurzelt.
Die Ostgrönländer sprechen ihre eigene Sprache, die erst seit der Verwendung von SMS zur Schriftsprache geworden ist. Daher gibt es bisher fast keine Literatur in der lokalen Sprache. Das hat auch seine Auswirkungen auf Theologischem Gebiet. Zum Glück gibt es eine Westgrönländische Bibel, die wir dankbar für unsere Arbeit hier gebrauchen.
Auf den ersten Blick sehen Tasiilaq und die umliegenden Dörfer mit ihren bunten Häusern sehr gemütlich aus. Bei einem Spaziergang durch die Straßen trifft man freundliche Menschen. Man grüßt einander und das Leben wirkt so idyllisch, weit weg von der Geschäftigkeit der westlichen Welt. Hinter den bunten Häusern und den lächelnden Menschen liegt jedoch eine oft unsichtbare Realität. Die Gesellschaft in Ostgrönland steht vor gravierenden sozialen Problemen: Alkoholismus, vernachlässigte Kinder, Misshandlung, häusliche Gewalt, Glücksspiel, Abtreibung und Selbstmord. Es gibt viele Teenager-Schwangerschaften und alleinerziehende Mütter ohne festen Wohnsitz. Auf die 2.900 Einwohner in diesem Gebiet gibt es 400 Fälle beim Kinderamt. Es gibt hier keinen permanenten Psychologen und wenig Hilfe im Umgang mit den traumatischen Lebensereignissen, die fast jeder erlebt hat.
Hoffnungslosigkeit und gebrochene Beziehungen prägen das Leben vieler Menschen.
Das Dorf Tasiilaq, das sich über 2 km2 erstreckt, bietet keine Sekundarschulbildung. Es gibt hier sehr wenige Möglichkeiten für soziale Aktivitäten. Zum Beispiel gibt es kein Schwimmbad, kein Kino und das erste (Burger-) Restaurant wurde im Juli 2018 eröffnet. Da hier "nichts zu tun ist", wie wir oft hören, verbringen die Leute ihre Zeit mit Glücksspiel oder Trinken.
Kinder und Jugendliche sind in diesem Gebiet besonders verletzbar. Da die häusliche Situation oft unsicher ist, sind Kinder und Jugendliche oft im Freien, im Jugendclub oder in der Bar. Dies ist kein inspirierendes Umfeld und trägt weiter zur Aufrechterhaltung der sozialen Probleme bei.